2007 - DON CAMILLO UND PEPPONE
Die Geschichte
Die Geschichten um Don Camillo und Peppone erschienen erstmals zu Weihnachten 1946 im Mailänder Wochenblatt „Candido“, dessen Chefredakteur Guareschi war.
Ihre Bearbeitung ist vorbelastet durch die Verfilmungen. Es ist immer ein gewisses Risiko, solche „Kult-Serien“ auf die Bühne zu übertragen, einfach deshalb, weil das Publikum schnell Vergleiche anstellt. Die Festspielleitung ist sich dieses Risikos durchaus bewusst, hat sie doch bereits mit einem ähnlich erfolgreichen Film-Klassiker (Brandner Kaspar) schon Erfahrungen gesammelt. Sie muss auch nicht völliges Neuland betreten, weil inzwischen genügend Bühnen allein im deutschsprachigen Raum die Komödie von Gerold Theobalt inszenierten. Dennoch werden die Vohburger eigene, neue Wege der Inszenierung beschreiten, so wie es der aufgeklärte Zuschauer heute erwartet. Mit dem überaus erfolgreich aufgeführten „Der Brandner Kaspar schaut ins Paradies“ (2003) und erst recht mit den weit über die Region hinaus bekannten „Agnes-Bernauer-Festspielen“ (2001 und 2005) haben sich die Freilicht Festspiele Vohburg nachhaltig etabliert. Resonanz und Kritik waren durchwegs positiv. Das Presse-Echo reichte von: „Traumhaft, überwältigend“ bis hin zu „Riesenerfolg mit standing ovations“. Der attestierten Qualität fühlen wir uns verpflichtet.
Folglich sieht man in Vohburg vermutlich erstmals einen „Bayerischen Don Camillo“ mit großen Massenszenen, die sich mit den intimen Bildern zwischen dem „Herrn“ und seinem Priester abwechseln. Über 60 Mitwirkende beleben mit ihren Vespas, Fahrrädern und Musikinstrumenten die Naturkulisse im Burghof und tragen bei zu einer „Festa sui prati“, ohne den tiefen Hintersinn in Guareschis Dialogen zu übersehen.
Don Camillo und Peppone im Roman
In einem kleinen Dorf in der Po-Ebene Norditaliens leben zwei Männer in trauter Zwietracht: Hochwürden Don Camillo, der temperamentvolle Pfarrer mit den lockeren Fäusten und sein nicht minder streitbarer Erzfeind Peppone, Bürgermeister und Anführer der Kommunistischen Partei. Beide Männer verfolgen das gleiche Ziel – das Dorf und seine Bewohner glücklich zu machen. Nur sind ihre Vorstellungen vom Glück leider grundverschieden, weshalb es häufig zu handfesten Auseinandersetzungen kommt. Denn wenn alles nicht hilft, dann entledigt sich Don Camillo seines Priesterrocks und regelt die Angelegenheiten mit Peppone ganz „wie unter Männern“ – im ehrlichen Faustkampf. Aber ihre Feindschaft, geboren aus weltanschaulichem Gegensatz, kennt auch die Freundschaft. Denn trotz ihrer Gegnerschaft wollen sich die beiden Streithähne nicht ernstlich schaden. Dafür passen sie zu gut zueinander.
Don Camillo und Peppone sind die Hauptfiguren vieler Erzählungen und mehrerer Romane von Giovanni Guareschi. Sie skizzieren das ländliche Italien kurz nach dem zweiten Weltkrieg bis in die frühen 60er Jahre, im Zwiespalt zwischen tradierten Werten und politischer Aufbruchstimmung.
Guareschi bildete selbst das Vorbild für seine beiden Protagonisten, äußerlich entsprach er Peppone, seine innere Überzeugung hingegen spiegelte sich in Don Camillo wider. Seine Erzählungen verstehen sich wohl auch als moralischer Appell an die politischen Lager, den Wiederaufbau gemeinsam zu gestalten. Dass die Geschichten nicht zur rührseligen Propaganda verkommen, bewältigt er durch einen Kunstgriff: Eine wichtige Rolle spielt das Kruzifix in der Dorfkirche. Wann immer Don Camillo einen Punktsieg gegen seinen Widerpart erreicht hat, spricht ihm Jesus ins Gewissen und erinnert ihn an seinen Auftrag als Priester.